Geraume Zeit ist es her, dass auf einer Arbeitstagung des Luftfahrt-Presse-Clubs die militärische Luftfahrt eine gewichtige Rolle spielte. Nach mehreren Anläufen klappte es endlich wieder. Um das in Deutschlands wohl interessanteste Luftwaffengeschwader zu besuchen ging es mit von Cirrus und germanwings gesponserten Flügen am 08. September über Berlin, bzw. für die Münchener Kollegen, direkt nach Rostock-Laage: zum Jagdgeschwader 73 “Steinhoff”. Hier, in Mecklenburg-Vorpommern, werden seit April 2004 die Grundlagen des Flugbetriebs mit dem Waffensystem “Eurofighter” geschaffen und in Friedenszeiten Piloten für alle Eurofighter-Einheiten der Luftwaffe geschult. Für den Truppenversuch und zur weiteren Flugausbildung sind in Laage zur Zeit insgesamt sieben Ein- bzw. Doppelsitzer stationiert.
Geschwaderkommodore Oberst Günter Katz ließ es sich nicht nehmen, spannend und kompetent Aufgaben und Bedeutung des Jagdgeschwaders darzustellen. Vor einem Hangar im Fliegerhorst war einer der “Supervögel” abgestellt. An Ort und Stelle erklärten Piloten und Wartungsfachleute den Tagungsteilnehmern Ausrüstungsdetails für den Erofighter und zusätzlich den brandneuen Anti-Schwerkraft-Anzug “Libelle”. In ihm können Piloten – ohne gesundheitliche Schäden und Ausfälle – während eines Einsatzes bis zu 13 G verkraften. Bevor es in die Schulungsräume für Piloten ging, statteten die LPCler auch dem Tower eine kurzen Besuch ab. Herrlich war von hier oben aus der Rundblick über die militärischen und zivilen Flughafenbereiche von Rostock-Laage.
Zu den Höhepunkten des Tagungs-Programms gehörte die Einweisung in den Eurofighter-Flugsimulator. Wer es sich zutraute – und es waren nicht wenige – konnte ein paar virtuelle Platzrunden in dem komplexen Gerät drehen, sich von der leichten Handhabung des Kampfjets überzeugen und eine mehr oder weniger gelungene Landung “hinlegen”. Die technischen Erläuterungen zum Flugzeugcockpit ließen keine Wünsche offen.
In einem kompetenten, hochinteressanten Vortrag umriß Maren Dammaschke von EADS Militärflugzeuge, die vorhandenen und möglichen Einsatzspektren von “Unmanned Areal Vehicles” (UAV). Fest steht, dass gerade bei den UAVs rasante Entwicklungssprünge – dank einer immer weiter verfeinerten Elektronik und ausgefeilter Kommunikationstechnik – zu beobachten sind. Wo sind UAVs bei Aufklärung oder im Kampfeinsatz sinnvoll? Welche Aufgaben von bemannten Flugzeugen können UAVs in keinem Fall übernehmen? Ergänzen oder Ersetzten – die Zukunft wird es zeigen.
Bei so viel geballter Information war es nicht verwunderlich, dass der Zeitplan durcheinandergeriet. Es blieb keine Muße, sich im brandneuen Radisson Hotel Rostock erst einmal zu erholen. Die Ausstattung des Hauses ist so gediegen, dass es einigen Kollegen – für die die Anreise bereits um 04.00 Uhr morgens begann – ein wenig schwer fiel, nicht auf die Abendveranstaltung zu verzichten, um sich in angenehmen Ambiente auszuschlafen.
Doch niemand ließ sich hängen. Auf Einladung der Flughafens und Rostocker System-Technik GmbH, sowie im Beisein des aus den USA angereisten Ehrengastes, Hanni von Ohain, Witwe des LPC-Ehrenmitglieds Hans von Ohain, und weiteren Familienmitgliedern ging es zu einem zünftigen Fisch-Abendessen in das traditionsreiche und originelle Restaurant “Teepott”. Bernd Blumenthal, Geschäftsführer der Flughafengesellschaft Rostock-Laage, hieß die Gäste und die Journalisten willkommen. Seine Herkunft nicht verbergen konnte D. Otto Ebnet: Der Wirtschaftsminister des Landes Mecklenburg-Vorpommern beschrieb in waschecht bayerischem Tonfall die “Luftfahrt- und Flugzeugbauszene” des Landes. Das Informationspaket verschnürte Prof. Manfred Lehde (Geschäftsführer der Rostocker System-Technik) mit einem Kurzvortrag über die Produktpalette des EADS-Unternehmens sowie zur Rolle als Koordinator für Luft- und Raumfahrt.
Flughafen Rostock-Laage im zivil-militärischen Doppelpack, eine solche Kombination ist auch in Deutschland nicht gang und gäbe. Während in West und Ost gerne über Sinn und Unsinn von Regionalflughäfen debattiert wird, hat sich Rostock-Laage zu einem erfolgreichen Airport entwickelt. Am Morgen des 09. September wurde mit vielen feierlichen Worten der Festakt zur Eröffnung des neuen Terminals “Hans von Ohain” begangen, natürlich auch in Anwesenheit der Witwe des Namensgeber. Wer mit dem Namen Ohains bis dahin nichts verbinden konnte: LPC-Präsident Peter Pletschacher schilderte spannend das Leben und Wirken des großen Luftfahrtpioniers.
Macht es Sinn oder ist es Unsinn, weiter Regionalflughäfen auszubauen? Wohin soll die Reise gehen? Nach einem regen Schlagabtausch der Argumente war man sich in der von Chefredakteur “aerokurier” Volker K. Thomalla geleiteten Podiumsdiskussion, mit Presse- und PR-Chef von Air-Berlin, Peter Hauptvogel, dem Geschäftsführer der Flughafengesellschaft von Rostock-Laage, Bernd Blumenthal, dem Geschäftsführer und PR-Chef von Flughafen Friedrichshafen, Hans Weiss, sowie dem Geschäftsführer des Flughafens Lübeck, Dr. Peter Steppe, weitgehend einig: Regionalflughäfen besitzen eine reelle wirtschaftliche Chance, wenn die Erwartungen nicht allzu ehrgeizig sind. Voraussetzung: Infrastruktur und Handling müssen stimmen.
Eine kurze, inhaltlich anspruchsvolle Tagung ging zu Ende. Doch für einige Kollegen hielt das Ereignis noch eine Überraschung bereit. Lufthansa hatte – passend zum Eröffungs-Festakt und Abreisetag der LPC-Kollegen – Rostock-Laage als Trainingsbasis für “Touch and Go”-Tests mit einem Airbus A340-300 für angehende Check-Flugkapitäne ausgewählt. LPC-Geschäftsführer Clemens Bollinger witterte eine Chance, die Heimreise über Frankfurt für einige Tagungsteilnehmer kürzer und komfortabler zu gestalten. Den Lufthanseaten machte dieses Ansinnen keine Probleme. Zehn LPC-Mitgliedern blieb nach einem kurzfristigen “Sonder-Check In” nicht nur eine dreistündige Busfahrt zu Berliner Flughäfen erspart sondern auch weitere Wartezeiten bis zum Start ihres regulären Rückflugs. Der frühnachmittagliche LH-Return zusammen mit kompetenten Kapitänen, die nicht nur mit ihren Zufallsgästen fachsimpelten sondern dazu noch einen lockeren Bordservice anboten, war ein unerwartetes und gerne angenommenes Extrabonbon. Danke!
Klaus Wittkamp
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