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LPC Inforeise 2005: Südafrika

Südafrika - Vorbild für einen Kontinent


Nachdem der LPC schon 1994 Namibia bereist hatte, schien die Zeit nun reif für einen Besuch in Südafrika. Möglich machte diese außerordentlich informative Reise vom 07. bis 13. April South African Airways (SAA), die eine Anreise in zwei Gruppen zu attraktiven Preisen angeboten hatte.

Die Unterbringung in Kapstadt im Table Bay Hotel mit Aussicht auf Hafen oder Tafelberg ließ keine Wünsche offen. 20 Minuten Busfahrt vom Cape Town International Airport entfernt, und nur fünf Minuten Fußweg bis ins Stadtzentrum, liegt das Hotel direkt an den wohl interessantesten, insgesamt 40 000 qm großen Victoria & Alfred Waterfront Shoppingzentren von Kapstadt, mit mehr als 240 Geschäften und vielen Unterhaltungsmöglichkeiten. Am Samstag morgen legte der Tafelberg seine Wolkenstola – extra für die LPCler – ab und präsentierte seinen Besuchern eine grandiose Aussicht über die Stadt und die Bay. Nachdem die zweite Gruppe der Kollegen eingetroffen war, flossen die ersten Fachinformationen. Christoph Nehrkorn und Hans Lüken stellten die EADS in Südafrika vor. Hervorgegangen aus Daimler/Chrysler, 1996 hineingewachsen in die DASA, beackert der südlichste Ableger von EADS seit 2000 nicht nur das Land am Kap, sondern auch dessen Nachbarländer wie beispielsweise Namibia und Botswana.

In einem politisch und wirtschaftlich stabilen Land mit einer starken Währung (Rand), intakten Infrastruktur sowie einer starken und gesunden Manpower errechnet sich die Unternehmensgruppe gute Chancen, sowohl im zivilen als auch militärischen Geschäft. Dickster Brocken ist derzeit der wahrscheinliche Verkauf von acht bis 14 Airbus A400M an die südafrikanische Luftwaffe, die ihre veraltete Transportflotte ersetzen muss. Aber auch Südafrika profitiert an diesem Deal, weil es Programmpartner vom ersten bis zum letzten Flugzeug sein wird und damit die “Chance hat, an einem Hochtechnologie-Programm teilzunehmen, das bei Null anfängt”.

Alle wirtschaftlichen Hoffnungen könnten zu Makulatur werden, sollte sich die sicherheitspolitische Lage im südlichen Afrika destabilisieren. Dazu führen könnte – so Regierungsberater Helmoed-Römer Heitmann – das größte Problem der Region: die Arbeitslosigkeit. Wenn sie nicht in den Griff zu bekommen ist, “dann wird es schlimm”. Damit es nicht soweit kommt, braucht Südafrika “Geld, Geld, Geld – gleichgültig ob Dollar oder Euro, und vor allem solvente Großinvestoren”. Nach Südafrika überschwappende ethnische Probleme resultierten zum großen Teil auf der in der Kolonialzeit willkürlich gezogenen Ländergrenzen und den daraus sich entwickelnden endlosen Kriegen. Sie haben nicht nur die Infrastruktur der betroffenen Länder zerstört, sondern auch ihre Lebensgrundlagen und in vielen Fällen auch die gewachsenen, natürlichen religiösen und sozialen Bindungen. Die Folge: Endlose Fluchtbewegungen auf der Suche nach einer sicheren Bleibe und Arbeit. Da beides auch in Südafrika nicht im ausreichenden Maße zu finden ist, droht Verelendung, die wiederum Banditentum hervorbringt. Heitmann: “Südafrika hat Angst vor dem Rest Afrikas”.

Nach einem Empfang durch das Sun International im Table Bay Hotel ging es ab ins “Africa Café”, eine etablierte Adresse für authentisches afrikanisches Ambiente. Der Abend war der richtige Einstieg in das Programm des nächsten Tages, beim Besuch einiger Highlights der westlichen Kapprovinz – ob in der Stadt, im grandiosen Cape Point Nationalpark, bei einer Weinprobe in Buitenverwachting/Constantia und einem zünftigen, abendlichen Fischessen zwischen Kränen, Silos und Schuppen im Hafen von Kapstadt. Als eine außergewöhnliche und seltene Zugabe gab es kräftige Hagelschauer zu Füßen des Tafelbergs.

Früh aufstehen mussten die Liebhaber historischer Flugzeuge, um noch vor Abflug nach Johannesburg “Thunder City” mit seinen flugfähigen, für jeden zahlungskräftigen Interessenten zugänglichen Militärmaschinen der Typen Hawker Hunter, Buccaneer sowie Electric Lightning (die einzigen noch weltweit einsatzbereiten) bewundern zu können.


Nach dem Einchecken im Hotel InterContinental Airport Sun ging es umgehend zu den südafrikanischen Air Traffic & Navigation Services (ATNS). Die Gesellschaft sieht ihre Mission darin, den Airlines sicheren, korrekten, schnellen und effizienten Luftverkehr und Navigationshilfen sowie dazugehörige Dienste anzubieten, die dem Weltstandard entsprechen. Außerdem will die Organisation allen zusätzlichen Wünschen ihrer Kunden weitgehend nachkommen. Als eine weitere wichtige Aufgabe betrachtet das Unternehmen auch seine Verpflichtung, qualifizierten Nachwuchs auszubilden. Unter Berücksichtigung all dieser Aufgaben verliert ATNS natürlich nicht das Interesse der Aktionäre aus den Augen: Eine möglichst hohe Ausschüttung.

Die Bemühungen von ATNS, die Nummer eins in Afrika zu werden,verdeutlichte der anschließende Besuch der Aviation Training Academy mit ihrem supermodernen Flughafensimulator und des neuen, weitgehend digitalen Luftverkehr-Kontrollzentrums, dem “South African Advanced Air Traffic System (SAAATS) in Johannesburg.

Die Star Alliance ließ es sich nicht nehmen, bei einem reichhaltigen Abendessen den Tag bei angeregten Diskussionen mit Alliance-Vertretern im schmucken “The Grill House” ausklingen zu lassen.

Der nächste Tag war weitgehend der bereits 1934 gegründeten South African Airways gewidmet. Nach einem Willkommensgruß durch Vizepräsident (Commercial) Adrian Hamilton-Manns ging es sofort zur SAA-Technik, dem größten und fortschrittlichsten Überhol- und Instandsetzungsunternehmen Afrikas. Seine Leistungen nehmen inzwischen auch international operierende Airlines aus Europa (Air France, Lufthansa), Afrika und dem Mittleren Osten (Saudi Arabien) für A-, B-, C- und D-Checks sowie Triebwerkwartung und -reparaturen in Anspruch. Beeindruckend ist die angebotene Hangarkapazität von 84 555 Quadratmetern. Im größten Instandsetzungs-Hangar (36 000 qm) der südlichen Hemisphäre können bis zu sechs Boeing B 747 gleichzeitig aufgenommen werden. Am Nachmittag ging es um die Pilotenausbildung und um die Beziehung zur Star Alliance, in die SAA im nächsten Jahr aufgenommen werden soll.

Zweifellos zu den Höhepunkten während des Besuchs von Johannesburg gehörte die von SAA arrangierte abendliche Fahrt zum rustikalen Dinner zu “Wandies” in Soweto. Einst als politischer und gewaltbereiter Unruheherd gemieden, ist es in der Township ruhig geworden. Wir wurden freundlich begrüßt, in Gespräche gezogen und aufgeklärt – so gar nichts mehr von Nervenkitzel. Im Gegenteil: Wie unsere charmante schwarze Begleitung unter anderem zu berichten wusste, gibt es inzwischen in Soweto mehr Millionäre als im angrenzenden Johannesburg. Ehe es am nächsten Tag galt, Abschied von Südafrika zu nehmen, machte die Gruppe noch einen Abstecher zum Rand Airport, wo einige LPC-Mitglieder in Hubschrauber umstiegen, um bei schönstem Herbstwetter verlassene Goldminen, die Randgebiete von Johannesburg und nochmals das riesige Soweto aus der Vogelperspektive zu betrachten.

Reichlich Stoff zum Nachdenken lieferte der letzte Programmpunkt: der Besuch des höchst eindrucksvollen Apartheidmuseums. Aufgeblättert wurde hier die über lange Zeiten oft blutige Geschichte eines Landes, das sich inzwischen zum demokratischen Vorbild für das in weiten Teilen zerrissene Afrika gewandelt hat. Müde fiel die kleine Reisegruppe des LPC in die Eco-Sitze des Flugs SA260. Zum Glück hatten alle einen Platz am Gang – denn freie Nachbarsitze zum Ausstrecken wie auf dem Hinflug gab es im rappelvollen Jet Airbus A340-600 nicht.


Klaus Wittkamp

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