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Bundespolizei schießt Koffer weg - Herrenloses Gepäck am Flughafen

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  • vor 7 Tagen
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: vor 5 Tagen


 

Polizei Hauptkommissar Frank Dieckheuer vor dem Einsatzwagen der Bundespolizei
Polizei Hauptkommissar Frank Dieckheuer vor dem Einsatzwagen der Bundespolizei

Wenn ein herrenloses Gepäckstück am Hamburger Flughafen entdeckt wird, läutet die Bundespolizei eine Reihe von Maßnahmen ein. Der LPC Nord war bei einer Medienveranstaltung des Airports am 5. Juni mit vor Ort.

 

Ein Hartschalenkoffer am Hamburg Airport, Zwischenebene im Nordbereich des S-Bahnhaltepunkts. 40 Liter Fassungsvermögen, gesichert durch ein handelsübliches Vorhängeschloss. Weit und breit ist kein Besitzer in Sicht, auch die Videoauswertung ergibt keine Hinweise. Das Fatale: Aus dem Gepäckstück sickert eine unbestimmbare Flüssigkeit. Der genaue Inhalt des Koffers ist durch das kleine Loch in der Hartschale jedoch nicht erkennen. Schon wenig später sind die Einsatzkräfte des Entschärfungsdienstes der Bundespolizei vor Ort, um den Koffer zu röntgen. Leider ist die Aufklärung des Inhalts nach Bildauswertung nicht möglich. Deshalb entschließt sich der Dienstgruppenleiter zur ultimativen Maßnahme und ordnet das Öffnen des Koffers mittels Wassergewehr an.

 

Eine Initiative mit weitgreifenden Auswirkungen. „Vorher mussten der S-Bahnhof geräumt, die Absperrung erweitert und der Zugverkehr am S-Bahn-Haltepunkt „Hamburg Airport“ eingestellt werden“, berichtet Pressesprecher Marcus Henschel von der Bundespolizeiinspektion Flughafen Hamburg. „Die eingesetzten Entschärfer bereiteten dann den Einsatz des Wassergewehrs vor. Der Einsatzleiter gab mit „Feuer frei!“ das Kommando, dann hieß es „bereit zum Zünden – 3…2…1!“ Der laute Knall war im gesamten Terminal zu hören, aber der Koffer war geöffnet und der Inhalt freigelegt. Tüten voller verdorbener Lebensmittel, die überprüft werden mussten. Schließlich die Entwarnung: „Der Inhalt sorgte zwar für extrem unangenehme Geruchsbelästigung, war aber unbedenklich. Einsatzort und Zugverkehr wurden wieder freigegeben, die Absperrung aufgehoben.“

 

Ein Vorfall am Morgen des 27.10.2022. Jederzeit ist die Bundespolizei am Hamburg Airport binnen Minuten bereit, entsprechend zu reagieren und einzugreifen, wie sie jetzt bei einer Vorführung demonstrierte. Acht Beamte gehören insgesamt zur Entschärfungsgruppe, ein Spezialteam, das für den Flughafen und den Hauptbahnhof zuständig ist. Ihr Leiter, Frank Dieckheuer, hat ein Gespür für Gepäck. Und wenn er selbst nicht weiterweiß, zieht er Experten zu Rate: „Die können bei der Durchleuchtung sogar erkennen, ob ein Autoschlüssel vom neuesten Porsche-Modell stammt.“

 

Ob Koffer, Tasche oder Plastiktüte – alles, was allein herumsteht, kann verdächtig sein. „Wenn ein herrenloses Gepäckstück gemeldet wird, wissen wir ja nicht, ob der Besitzer es vergessen hat oder nur einfach mal zur Toilette oder in ein Geschäft gegangen ist. Grundsätzlich darf man das Gepäck aber nie unbeaufsichtigt lassen. Das wird in unregelmäßigen Abständen per Lautsprecherdurchsagen mitgeteilt und ist in verschiedenen Sprachen überall zu lesen.“ Denn ist erstmal der Einsatz ausgelöst, kann es für den Besitzer teuer werden. Zwischen 300 und 500 Euro muss er zahlen. „Inzwischen“, sagt Dieckheuer, „ist der Bürger aber so sensibilisiert, dass er nicht achtlos an einem Gepäckstück, das niemandem zuzuordnen ist, vorbeigeht. Die herbeigerufene Bundespolizei entscheidet dann, was zu tun ist. Wenn das Teil nicht einsehbar ist, werden Durchsagen gemacht - wiederum in verschiedenen Sprachen. Wenn immer noch niemand auftaucht, sind wir im Zweierteam innerhalb von Minuten vor Ort. Eine Gefahr geht für mich erstmal zwar nicht vom Koffer aus. Ich mache ihn aber nicht auf, wenn ich nicht unbedingt muss.“

 

Stattdessen setzt das Entschärferteam ein mobiles Röntgengerät ein. Wird auf den Bildern eine Gefahr erkannt, kommt ein LKW mit speziellen Ausrüstungsgegenständen zur Bekämpfung eines gefährlichen Gegenstands zum Einsatz. „Das Zerstören des Gepäckstücks nennen wir „wegschießen“. Das funktioniert entweder mit einem Wasserbeschleunigungsmittel, umgangssprachlich Wassergewehr genannt, damit per Hochdruck der Koffer platzt. Oder per Fernlenkmanipulator, der auf Ketten läuft und Gegenstände zerdrücken oder zerreißen kann.“

 

Nur zweimal hat Frank Dieckheuer in seiner 11-jährigen Tätigkeit als Leiter der Entschärfungsgruppe einen Koffer am Hamburg Airport zerschießen müssen. Wirklich scharf darauf ist er nicht.


Foto: Andreas W. Schulz / Text: Dagmar Gehm

 
 
 

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