Auf ein hochsommerliches Pressegespräch hatten der Flughafen Hamburg und Eurowings eingeladen, unter der Organisation des Luftfahrt-Presse-Clubs. Anlass waren die bevorstehende Ferienzeit und eine positive Grundstimmung zu den sich entwickelnden Buchungszahlen.
Foto: Andreas W. Schulz
Der sichtlich gut gelaunte Eurowings-Chef Jens Bischof lacht auf die Frage, wann denn auch Eurowings mit dem Jumbo-Jet nach Mallorca starten würde? Das überlasse er lieber der Mutter Lufthansa, aber mit wieder bis zu fünf täglichen Mallorca-Verbindungen mit dem Airbus 320 von Hamburg sehe er sich gut aufgestellt. Das gegenwärtige Anziehen des Geschäfts führt er auf die weiter sinkenden Inzidenzwerte und steigenden Impfraten zurück: "Das ist der Ketchup-Effekt. Erst kommt nix, und nun ist der Pfropfen offen." Eurowings hat zur Zeit von seiner Flotte wieder 50 Maschinen im Einsatz. In den Sommerferien sollen dann alle 81 Flugzeuge wieder regelmäßig abheben. Dabei setzt die Fluggesellschaft auf 75 eigene Jets und sechs weitere angemietete Flugzeuge. Zwei davon kommen von der TUI und vier von der Schweizer Regio-Airline Helvetic. Interessant dabei: Die kleineren, hochmodernen und spritsparenden Flugzeuge vom Typ Embraer 190 E2 von Helvetic bieten mehr Flexibilität von Einsatzzielen mit geringer Nachfrage und erlauben so einen wirtschaftlichen Betrieb. Schon lange unterhält die Lufthansa Group eine Geschäftsbeziehung zu Helvetic, und "somit konnte auch Eurowings aus dem Pool von verfügbaren Flugzeugen profitieren", sagt Bischof. In wewisser Weise stellvertretend für alle anderen deutschen Flughäfen beobachtet der Airport Hamburg eine stetige Bewegung aus der Talsohle. Dazu gibt sich Chef Michael Eggenschwiler optimistisch: "Vor einigen Wochen zählten wir nur 2000 Passagiere am Tag und waren noch in einem Dornröschenschlaf. Für die kommende Ferienzeit gehen wir aber von 25.000 bis 30.000 Fluggästen pro Tag aus." Zwar sei man bei weitem noch nicht bei den Vor-Corona-Zahlen des Jahres 2019, als der Flughafen 17,3 Mio. Fluggäste zählte, doch die erwarteten 6,5 Mio. Passagiere für 2021 seien ein Anfang. Entscheidend werde sein, so zeigten sich die beiden Luftfahrt-Manager einig, dass es einen enormen Nachholdbedarf an Flugreisen gebe, "die Leute praktisch auf ihren gepackten Koffern sitzen und auf den Startschuss warten". Ethnischer Verkehr immer wichtiger Dabei stünden die touristischen Ziele ganz oben auf der Agenda. Die klassischen Top-Sommerziele liegen in Spanien, Türkei, Griechenland und Italien. Aber auch der sogenannte ethnische Verkehr, Im Luftfahrtjargon kurz VFR (Visiting Friends and Relatives) genannt, bekomme für Eurowings eine immer wichtigere Bedeutung. Nicht nur, dass er sich als äußerst robust auch in Krisenzeiten erweise, er sei auch ein Marktsegment, das viele Potenziale eröffnet. "Die Krise hat bisher viele weiße Flecken in Europa hinterlassen und bietet uns neue Marktchancen wie jüngst in Prag mit einer neuen Basis. Das wird erst der Anfang sein", gibt sich Bischof kämpferisch. Bei der wichtigen Kundengruppe Geschäftsreisende sind Airline und Airport verhaltener: "Wir beobachten den Markt genau und passen unser Angebot an. Tagesreisen müssen für Geschäftsreisende bestehen bleiben", hebt Bischof hervor auf die grüne Debatte von Verboten auf Kurzstrecken angesprochen. Auf wichtigen Strecken für Geschäftsreisende werde auch künftig die Business Class bleiben. "Auf anderen Strecken kann gegen ein geringes Entgelt der freie Mittelsitz dazu gekauft werden", sagt Bischof. Für Eggenschwiler und Bischof sei es oberstes Ziel, Vertrauen bei den Flugreisenden in ein sicheres Reisen und Fliegen zu schaffen.
von Andreas W. Schulz
Freitag, 18. Juni 2021
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