Korea: Boomende Technologie-Schmiede im Fernen Osten
Bei Korea denkt man an die Unsicherheiten eines geteilten Landes, an Konzerne mit Weltgeltung wie Samsung, Daewoo und Hyundai – aber Luft- und Raumfahrt?
DLR und LPC wollten es wissen und organisierten mit Unterstützung der LOT eine Info-Reise.
14 TeilnehmerInnen versammelten sich in Warschau, wo die LOT ein Briefing über ihre Situation und die Aussichten gab.
Im ausgebuchten „Dreamliner“ konnte die Gruppe „Premium Economy“ testen – ein nach Sitzkomfort und Service besonders für die Langstrecke zu empfehlendes, gutes Produkt.
Erster Programmpunkt am Ziel: Besuch der entmilitarisierten Zone (DMZ) an der Grenze zu Nordkorea. Eine Mischung aus Freizeitpark für die ganze Familie, After-war-show und Blick über Stacheldraht nach Norden inkl. Lautsprecherbeschallung (kam allerdings von Süden!).
Beim Besuch der Deutschen Botschaft in Seoul versuchten deren Vertreter die Situation Koreas aus politischer, wirtschaftlicher und sozio-kultureller Sicht darzulegen. Anders als in europäischen Medien dargestellt, sähe man die Lage des Landes gelassener und beobachte weiter die Entwicklung nach den Neuwahlen. Die enge Bindung an die USA, die starke wirtschaftliche Verflechtung mit China, die Nachbarschaft zu Japan – dieses Dreieck und der Blick nach Norden bildeten den Rahmen für die südkoreanische Politik.
Das Wiedervereinigungs-Ministerium Koreas gab der Gruppe ein interessantes Briefing zur Teilungsproblematik, ist doch die Ausgangslage für eine Vereinigung völlig anders als damals im geteilten Deutschland. So leben z.B. nur noch 61 000 oft sehr alte Menschen mit familiären Bindungen zum Norden. Aufgabe des Ministeriums sei es, Pläne zu erarbeiten, wie beide Landesteile ihre Ressourcen vereinigen, die Systeme angleichen und z. B. das Kaufkraftgefälle von 1:46 überwinden könnten. Ziel bleibe aber ein Korea.
Nach dem Wechsel aus dem Großraum Seoul (hier lebt rd. die Hälfte der ca. 51 Mio Südkoreaner) in das etwa 160 Km südwärts gelegene Daejon stand der Besuch zweier bedeutender Einrichtungen der koreanischen Luft- und Raumfahrt-Technik auf dem Programm.
Beim KOREA AEROSPACE RESEARCH INSTITUTE (KARI) und dem DEPARTMENT OF AEROSPACE ENGINIERING (KAIST) konnte sich die Gruppe von einem unerwartet hohen Stand von Spitzenforschung und Spitzentechnologie überzeugen. Mit jeweils vergleichsweise kleinen, hochqualifizierten Stäben und bei überschaubaren Etats können sich die Erfolge sehen lassen und brauchen den internationalen Vergleich nicht zu scheuen. So hat man z. B. 17 zwar kleine, aber hochspezialisierte Satelliten im Orbit, kann eine interessante 5 m Drohne vorstellen und der Blick in die Labore für Space Simulation, Hypersonic-Experimente und Human-Roboting muss jedem Besucher unvergesslich bleiben.
Es wurde deutlich, daß das Land auf seine Jugend setzt, für die in weltweit enger Kooperation in modernste Labors und Anlagen investiert wird. KAIST gehört zu den besten Universitäten der Welt, wovon nicht zuletzt ein beeindruckender Kampus zeugt.
Viel Zeit, Land und Leute kennenzulernen blieb nicht: Besuch eines buddhistischen Tempels und eines Museumsdorfes; dann die Fahrten durch Reisfelder und bewaldete Hügellandschaften. Und natürlich die Begegnung mit der koreanischen Gastronomie: schon sehenswert, wie DLR und LPC in den Schneidersitz, bzw. die Knie gehen mußte, um mit Stäbchen aus den zahlreichen Schüsselchen etwas von den schmackhaften Speisen ergattern zu können.
Fazit: eine hochinformative, reibungslos und harmonisch verlaufene Reise. DLR, LPC-Event sowie LOT gebürt für die Organisation und den koreanischen Gastgebern sowie der Deutschen Botschaft für ihre Präsentationen der Dank der Teilnehmer.
Wolfgang Irmer
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