Die größte Airshow der Welt
Um es vorwegzunehmen: Oshkosh ist nicht spektakulär – es ist ein Spektakel! Ein Riesengelände um den Wittman-Airport (ca 250 km nördl. von Chicago) mit Wohnwagenstädten, den Lagerplätzen für die Backpacker und den Camps, wo neben Zelt oder Wohnmobil das eigene Flugzeug steht und das, um für eine Woche eine Airshow zu besuchen, die alles ist: Flieger- und Familientreffen – einschließlich Kinderprogramm, Messe für Hersteller und Ausrüster, gigantischer Ersatzteil-Flohmarkt, Museumsbesuch, Verbands- und Fachtreffen mit Foren und Workshops.
Und dann das Fluggeschehen! Der Tower organisiert und kontrolliert in dieser Woche den verkehrsreichsten Airport der Welt. Ohne Pause umkreisen Nostalgieflüge (z.B. Bell 47 u. Ford-Tri-Mot.) das Gelände, während auf der Flight Kunst- und Experimentalflieger ihre Programme abwickeln. Hin und wieder schickt die Air-Force eine Rotte Jets zum Tiefflug. Gleich darauf hängt der Himmel voller Paraglider. Kaum sind die unten, donnert die Navy mit ihrer Blue Angels Kunstflugstaffel (F/A- 18 Hornet) kreuz und quer über das Gelände. Gefragt, weiß man um Rammstein – aber so what!
Und die Warbirds – Fluggeräte, wie sie auf allen bisherigen Kriegsschauplätzen eingesetzt wurden ( P 38, P 47, P 51, T 6, F4U, Mitchel-Bomber, B 17, B 29 u.a.) stehen Reihe um Reihe in großer Zahl auf dem weitläufigen Areal. Dann fliegen sie in Formationen (12er, 16er, 20er) die alten Schlachten nach, fächern auf, gehen zum Angriff über und werfen auch mal ein Rauchbömbchen (ich habe sie 1945 noch „scharf“ erlebt -hoher Wiedererkennungswert!).
Die Besucher sind stolz auf ihre Veteranen. Das gilt für Piloten und Gerät. Alles wird rein privat unterhalten, gepflegt und finanziert. Über 5000 freiwillige Helfer aller Altersgruppen sorgen für Sicherheit, Ordnung und Betreuung. Dabei geht es äußerst relaxed zu. Auf dem ganzen Gelände gibt es praktisch keine Zäune. Fast alle Fluggeräte – einschließlich der aktiven Air-Force Maschinen (z.B. B 1, KC 135, Super Galaxy C 5 u.a.) sind zum Anfassen und Besichtigen, die Zelte und Hallen frei zugänglich. Wer an andere Airshows denkt, kann nur staunen, wie gelassen, ruhig und dennoch geordnet das abläuft. Selbst dicht an der Runway behindert kein Gitter die freie Sicht.
Möglicherweise liegt die angenehme Atmosphäre daran, daß bei der Sicherheitskontrolle auch sorgfältig nach alkoholischen Getränken gesucht wird. Oder man ist sich einfach sicher; hierher kommen nur wahre Flug- Enthusiasten!
LOT hatte die kleine LPC-Gruppe via Warschau in der PE-Klasse angenehm nach Chicago gebracht. Dort gab es zunächst ein Briefing in der Boeing-Zentrale, bei dem es mehr um die Beteiligung am nationalen Raumfahrtprogramm und überhaupt um weltweite Zusammenarbeit und Umweltfragen als um die aktuellen Boeing-Programme ging. Anschließend Besuch in der Operationszentrale von United. Hier wurde eindrucksvoll dargestellt, dass und wie man den Status jeden Fluges weltweit (5300/Tg!) in Echtzeit verfolgt und Vorkehrungen für alle denkbaren Störungen bereithält.
Zieht man ein Fazit über die Inforeise, so kann es nur lauten: von Oshkosh sollte man nicht nur hören oder lesen – man muss es einmal erleben!
Wolfgang Irmer
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