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LPC-Jahrestagung 2007 Hannover / Braunschweig

Niedersachsen, mit seinen beiden bedeutenden Luftfahrtzentren Hannover und Braunschweig, war zwischen dem 01. und 03. Juni 2007 Treffpunkt des Luftfahrt-Presse-Clubs (LPC). Er hat es sich zur Routine gemacht, seine Jahrestagungen abwechselnd an einem fachspezifischen Standort in der Republik abzuhalten. Erster Gastgeber war die Landeshauptstadt Hannover mit ihrem Flughafen und den Sitzen der Großunternehmen MTU und TUI. Braunschweig – die “Stadt der Wissenschaft 2007” – bot mit LBA, DLR und DAeC am zweiten Arbeitstag eine überzeu-gende Plattform für angeregte Diskussionen und fachliche Demonstrationen, in den zur Zeit wohl zukunftsträchtigsten Forschungs- und Wirtschaftsbereichen.


Zum Auftakt der Tagung präsentierte – nach einem kurzen Flughafen-Rundgang – der Geschäftsführer des Airports Hannover, Raoul Hille, beredt und launig die Besonderheiten: dazu gehören u. a. ein ausgedehntes Kunden-Einzugsgebiet, ein Parallel-Startbahn-System mit 24-Stunden-Betrieb sowie große Wartungs- und Instandsetzungskapazitäten. Hannover ist zudem Heimat des größten europäischen Reiseveranstalters TUI, mit seiner Airline TUIfly und wickelt das zweitgrößte (nach Frankfurt) Flugangebot zu Zielen im Osten Europas ab. Wichtiges ist zudem geplant: Die Fertigstellung eines großen Areals für Nonaviation-Aktivitäten, zusammen mit einem neuen Parkhaus und bessere Ausgangsbedingungen für die Allgemeine Luftfahrt. Nachholbedarf besteht beim Angebot zu Langstreckenzielen und bei der Fracht.


Dem Vortrag folgte ein Highlight der Tagung: Die spannende und informative Reportage des Piloten Carstensen, der zusammen mit seinem “Co” Sebastian Rothammel den Globus ex Husum in einer einmotorigen Cessna 206 (D-EMCA) umrunden möchte. Es gilt 55 Tausend Kilometer, mit 55 Major Airportstops in 30 Ländern zu bewältigen: Die Hälfte des Weltrekordfluges ist mit einer Halbzeitlandung in Sydney geschafft.


Anschließend ging es zur MTU Maintenance in Hannover. Das Unternehmen, eine 100-prozentige Tochter der MTU Aero Engines, ist Deutschlands führender Triebwerkhersteller sowie weltweit größter, unabhängiger Instandhalter ziviler Luftfahrtantriebe. Wichtigste Neuerung: Der Standort wird um einen neuen Prüfstand für den mittleren und oberen Schubbereich (Airbus A320 und A330 sowie Boeing B 737 und B 747 einschließlich zukünftiger Neuentwicklungen (bis 150 000 Pfund) erweitert.


Ein sehr langer Tag klang aus mit einem zünftigen Clubabend bei Grillspezialitäten und dezenter Live-Jazzmusik im Restaurant des romantischen Schlosses Marienburg (1867) – zwischen Hannover und Hildesheim. Übernachtet wurde im Penta Hotel Braunschweig.


Der nächste Arbeitstag startete mit einer Podiumsdiskussion über Aufgaben und Probleme des “Dienstleister” Luftfahrt Bundesamt (LBA) am Flughafen Braun-schweig. Teilnehmer der Runde zum Thema “LBA aus Kundensicht” – unter der Moderation des LPC-Präsidenten Peter Pletschacher – waren Ulrich Schierczinski, Präsident des LBA, Bernhard Conrad, Chief Technologie Officer Entwicklungsbetrieb und Innovation der LH-Technik AG sowie Roland Keppler, Ge-schäftsführer der TUIfly GmbH.


Zufrieden sind die beiden Großkunden des LBA mit dem weltweit anerkannten hohen Standard der Behörde (“Modell für die ganze Welt”). Er soll in Zukunft erhalten bleiben, trotz eines größeren Aufgabenspektrums. Dazu gehört nicht nur ein enorm wachsender Flugverkehr sondern auch die intensive Zuarbeit zu internationalen Partnerorganisationen, speziell zu europäischen Luftfahrtbehörde EASA in Köln. Zu beklagen ist ein akuter Fachkräftemangel, Unterbezahlung und die daraus resultierenden Abwerbungsversuche durch private Dienstleister oder ausländische Behörden.


Im Anschluss an die Diskussionsrunde – die Qual der Wahl: Entweder ging es zur Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) oder auf das “Airfield”. Wer sich für die BFU entschieden hatte, sah sich nach einer detaillierten Einführung in die Aufgaben der Organisation, mit der bedrückenden Praxis konfrontiert. In säuberlich abgeteilten Sektionen waren in einer großen Halle die schaurigen, oft nur winzigen Überreste der jüngsten Crashs zusammengetragen in Deutschland oder im Ausland mit deutscher Beteiligung.


Wer sich für das Flugfeld entschieden hatte, konnte an Ultraleicht-, Segel- oder Motorflügen teilnehmen, die der DAeC ausrichtete. Die vorgesehenen, mühsam für einen guten Zweck ersteigerte Tandem-Falschirmsprünge fielen der Witterung zum Opfer: Die Wolkendecke hing für weitgehend risikofreie Absprünge zu niedrig.

Den Nachmittag gestaltete das Deutsche Zentrum für Luft und Raumfahrt (DLR) mit großartigen, äußerst informativen Vorträgen und einer Präsentation der sechs wichtigsten Arbeitsgebiete im DLR-Standort Braunschweig: Das Institut für Aerodynamik und Srtömungstechnik, der Platz Braunschweig aus dem Deutsch-Niederländischen Windkanal Verbund (DNW), die Institute für Faserverbundleich-tbau und Adaptronik, für Flugführung, für Flugsystemtechnik sowie den Vorzeige-Betrieb für Ausbildung und Nachwuchsförderung, in dem Jugendliche auch selbständig experimentieren dürfen.


Die Verleihung des Hugo-Junkers-Preises 2006, dotiert mit 10 000 Euro, feierte der Club in der “Dornse” im Rathaus von Braunschweig (aus dem 13. Jahrhundert). Der Oberbürgermeister der Stadt, Dr. Gert Hoffmann, ließ es sich nicht nehmen, den LPC in der guten Stube der Stadt zu begrüßen. Die alljährlich ausgelobte Auszeichnung für herausragende journalistische Ar-beiten zu Themen der Luft- und Raumfahrt ging in diesem Jahr zu gleichen Teilen an: Dr. Hartmut Reichardt für seine Reportage “Die Kriegsmaschine” in der Hannoverschen Allgemeinen und an das Autorenteam Conny Czymoch, Michael Krons, Christoph Minhoff sowie Carl-Ludwig Paeschke für die Phoenix-TV-Reihe “All-Tag – die Thomas-Reiter-Mission”.


Locker und professionell wurde am nächsten Morgen die Mitgliederversammlung abgewickelt (siehe gesonderten Bericht). Damit ging eine in diesem Jahr besonders spannende und informative Jahrestagung des LPC zu Ende. Das dies so war, verdanken die Teilnehmer der Gastfreundschaft, sowie dem bereitwilligen und umfassenden Einsatz der einladenden Städte und Unternehmen. Zu danken haben die diesmal rund 65 Tagungsteilnehmer auch dem Geschäftsführungsteam Martina Klick und Clemens Bollinger für eine reibungslose Organisation.


Klaus Wittkamp

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